Reisebericht Rebecca Forster und Peter Eliseenkov

Reisebericht von Rebecca und Peter

Studiengang: Visiting Student / Computing Science
Auslandsuni: Thompson Rivers University, Kamloops, Kanada

Teil 1 – Auslandssemester an der TRU

Rebecca und ich (Peter) hatten im Master an der Technischen Universität München noch den Wunsch ein Auslandssemester zu absolvieren, bevorzugt zusammen. Aus diesem Grund haben wir uns an INAC gewandt, die uns dann auch prompt geholfen haben! Ziel war die kanadische Thompson Rivers University (TRU) in Kamloops. Wir kamen im April bei bestem Frühlingswetter an und konnte die selten grünen Hügel um die Stadt genießen. Das war insofern außergewöhnlich, da Kamloops ein Steppenklima hat und die Hügel meist braun sind, was sie dann ab Juli, als es längere Zeit 37°C hatte, auch wurden. Rebecca entschied sich in eine Gastfamilie zu gehen, was über die Uni organisiert wurde. Das hat eine gewisse Sicherheit und Qualitätsstandard geschaffen. Sie hatte Glück und kam in eine wirklich ausgezeichnete Gastfamilie, die uns bei allem, z.B. Handyvertrag, Einkaufsmöglichkeiten und Campingzubehör, half. Es war auch kein Problem, dass ich regelmäßig vorbeikam und auch mal übernachtete, was nicht selbstverständlich ist.

Ich kam im Wohnheim Upper College Heights unter, weil es im Sommer die günstigste Möglichkeit war und ich dadurch nur über die Straße musste, um in der Uni zu sein. Dort hatte man die Möglichkeit viele, meist internationale Studenten kennenzulernen; sei es in der eigenen WG oder bei den geselligen Abenden, die die Wohnheimsleitung veranstaltet. Die theoretisch strengen Regeln (z-B. bezüglich Nachtruhe, Besuchern etc.) werden aber nicht sonderlich streng umgesetzt 😉

Die Orientierungswoche ist quasi Pflicht und in jedem Fall empfehlenswert. Man lernt dort viele wichtige Dinge über die Uni, Abläufe und das Leben in der Stadt, sowie selbstverständlich sehr viele neue Leute kennen. Da wir im Sommer dort waren, was kein reguläres Semester ist, waren überwiegend internationale Studenten anwesend. Ich war überrascht in Kanada immens viel über die indische und chinesische Kultur kennenzulernen!

Nachdem wir schon die Unis in Würzburg, Berlin und München, sowie die Hochschule Mannheim kennengelernt haben, wirkt die TRU dagegen relativ klein. Auch wenn es am Campus an nichts mangelt und wir die Ausstattung mit Rechnern und WLAN sehr gut fanden, sind Rebecca und ich beide der Meinung, dass es eher schulisch zuging. Die Kursgröße lag in allen von uns belegten Kursen (Data Structures and Algorithms, Health Psychology, Organizational Behaviour und Introduction to Professional Writing) zwischen 15 und 40 Personen und man wurde bezüglich Aufgaben, Deadlines und co. wirklich super gut und persönlich betreut. Entsprechend gut fielen auch unsere Noten aus. Insgesamt geht es an der TRU recht locker zu. Es ist völlig normal, dass mal ein Student in Unterhemd und Flip-Flops eine benotete Präsentation oder die Dozentin in ihren Sportsachen und mit Kappe auf dem Kopf Vorlesungen hält.

Was ich unbedingt für die Zeit an der TRU empfehlen kann: die Ausflüge von LEAP. Darüber kann man sehr günstig ($0 - $15) an tollen Tagesausflügen teilnehmen und so die Region erkunden. Ob Kalamalka Lake, Donkey Refuge oder Whitewater Rafting, man macht abwechslungsreiche Unternehmungen, bei denen man Land und Leute besser kennenlernen kann. Ansonsten kann man im eher ruhigen Kamloops sehr gut Fallschirmspringen gehen oder in den umliegenden Parks wandern. Wir bedanken uns nochmals herzlich bei INAC für die Unterstützung der Organisation und können ein Auslandssemester in Kanada nur empfehlen!

Teil 2 – Die Durchquerung Kanadas

Nach unserer Zeit an der TRU haben wir uns Anfang August auf große Reise begeben und Kanada einmal von West nach Ost durchquert. Dazu haben wir uns in Vancouver einen SUV gemietet. Das Mieten in Vancouver war billiger als in Kamloops und der Aufpreis für den SUV war weitaus günstiger als unser ganzes Gepäck, was wir für die Zeit an der Uni dabei hatten, nach Hause zu schicken. Zunächst erkundeten wir Vancouver Island, was größer ist als man zunächst vermutet. Das trifft aber auf fast alles in Kanada zu und so müsst ihr selbst bei kleinen Abstechern mit einer Stunde Fahrtzeit rechnen. Unser Tipp wäre hier sich ein paar Tage in der Region von Victoria aufzuhalten. Die Stadt an sich ist die schönste, die wir in Kanada gesehen haben, und hat eine tolle Umgebung, z.B. den East Sooke Park. Mit einem Zwischenstopp von maximal zwei Tagenin Nanaimo macht man sich dann auf den Weg Richtung Ucluelet. Dort gibt es dann viele Campingplätze, an denen man den Pazifik genießen und von woaus man super die Region erkunden kann. Kajaken im Regenwald, wandern auf dem Wild Pacific Trail, ein Abstecher zum Cathedral Grove, oder einfach nur immer wieder am Straßenrand anhalten und die vielen Trails erforschen: ein Traum!

Da wir über LEAP schon einiges von British Columbia gesehen hatten, ging es weiter in die Nationalparks Jasper und Banff. Leider war 2017 eines der schlimmsten Jahre in der kanadischen Geschichte was Waldbrände angeht. So konnte man nur erahnen, welch atemberaubende Aussichten sich unter dem flächenendeckenden Rauch versteckten. Das traf Jasper (als wir dort waren) besonders hart, sodass wir uns überwiegend in Banff, dem drittältesten Nationalpark der Welt, aufhielten. Dort weiß man gar nicht womit man anfangen soll! Wir können alles, aber vor allem Lake Louise (grandioser Sonnenaufgang), Sulphur Mountain (bei klarem Himmel eine beeindruckende Aussicht) und die vielen Stationen des Iceway Parkway (Gletscher, Seen, Wanderwege, etc.) empfehlen. Dabei lohnt es sich auch sehr die großen, für Millionen von Touristen geschaffenen Wege und Seilbahnen gegen kleine Trails und teils eher weniger bekannten Attraktionen wie Moraine Lake einzutauschen. Man wird garantiert nicht enttäuscht.

Ach ja: Vorsicht vor den Tieren. Sie sind inzwischen sehr an Menschen gewöhnt, sodass sie teils sehr dreist werden. So war beispielsweise einer der Campgrounds zum Schutz vor Bären mit einem Elektrozaun umgeben. Nach einem Abstecher nach Canmore (sehr schönes Städtchen) ging es weiter nach Calgary. Das ist wie viele kanadische Städte vergleichsweise neu und kann bei weitem nicht mit der Natur mithalten. Gerade wenn man sich an alten Gebäuden verschiedener Baustile mit reich verzierten Fassaden und imposanten Innenleben erfreut, wird man, abseits von Victoria und einer Handvoll Städte im Osten, die kanadischen Siedlungen eher zum Waschen, Tanken, und ins Museum gehen nutzen. Apropos Museen: gerade über die Ureinwohner Kanadas, die First Nations, gibt es oft sehr interessante Ausstellungen überall im Land, in denen teilweise die konfliktreiche Geschichte zwischen dem „weißen Mann“ und den Eingeborenen aufgearbeitet wird.

Zurück zu den Städten: selbst in unserem Reiseführer steht, dass sich Regina, die Hauptstadt Saskatchewans, gut für Tagesausflüge außerhalb eignet. So ergab es sich auch, dass wir die Prärie-Provinzen Saskatchewan und Manitoba relativ zügig durchquerten. Dort gibt es nämlich nicht besonders viel. Sie sind größtenteils flach und leer. So ist Manitoba flächenmäßig fast doppelt so groß wie Deutschland, hat aber weniger Einwohner als München. Ja, es ist wirklich so groß und leer. Unser Tipp: von Calgary aus ein Ziel im wesentlich interessanteren Ontario (Provinzmotto: „There’s more to discover“) auswählen und hinfliegen. Spart Zeit und kommt geldmäßig auf das Gleiche heraus wie mieten und fahren. Ontario ist sehr seenreich und bietet wieder viel abwechslungsreiche Natur zum Erkunden. Gerade Lake Superior, der größte Süßwassersee der Welt, ist wirklich beeindruckend! Man hat da oft den Eindruck, als Stünde man am Meer. Eine eingewanderte Polin, die wir beim Campen kennengelernt haben, empfahl den Pinery Provincial Park, da man ihrer Meinung nach dort das gleiche Feeling wie in der Karibik hat. Wir selber können den Sleeping Giant Provincial Park (von der Spitze des Giants hat man eine tolle Aussicht, braucht aber ein wenig Kondition um hinzukommen), die 1000 Islands (es sind wirklich über 1000 Inseln, teils auf kanadischem, teils auf US-amerikanischem Territorium), die Hauptstadt Kanadas, Ottawa (Parliament Hill bietet sehr interessante, kostenlose Führungen und ist definitiv einen vollen Tag wert), die Niagara-Fälle (sehr touristisch und nicht so groß wie ich dachte, aber trotzdem imposant) und die sehr vielen Brauereien und Winzer im Prince Edward County empfehlen. Und das ist nur die Spitze dessen, was man unterwegs erleben kann.

Ansonsten ist Ontario die am offensichtlichsten zweisprachige Provinz Kanadas. Dort gibt es nämlich Straßenschilder auf Englisch und Französisch. Das ist auch bitter notwendig, wenn man weiter nach Quebec fährt, wo alles, wirklich alles auf einmal nur auf Französisch ist und die Leute einen nicht auf Englisch anreden, ja teilweise nicht einmal Englisch sprechen können (oder wollen). In Quebec sieht es dann auch schon gleich europäischer aus,

 da die Leute noch immer an ihrer alten Sprache und ihren Werten festhalten (Motto: „Je me souviens“ = Ich erinnere mich). So sind die Gebäude älter, die Leute achten mehr auf ihr Aussehen und es gibt mehr Brotsorten als Toastbrot und Bagels. Montreal und Quebec City stechen natürlich hervor und sind einen Besuch wert. Ein offenes Geheimnis: wenn man in Montreal ist, muss man zu Schwartz und dort das Smoked Meat essen.

 Sehr, sehr lecker! Einen Abstecher ist auch der La Maurice National Park wert.

Insgesamt dauerte unsere Reise durch Kanada genau 38 Tage, in denen wir mehr als 8800km mit dem Auto fuhren. Die Benzinkosten beliefen sich dabei auf nicht einmal 500€. Interessant war in dieser Hinsicht, dass Vancouver und Montreal mit $1.34 pro Liter das teuerste Benzin hatten, während es mitten in Manitoba gerade einmal $0.88 pro Liter waren. Trotz der vielen Kilometer und der relativ langen Zeit haben wir nur einen sehr kleinen Teil Kanadas gesehen. Aber jeder einzelne Tag und jeder einzelne Kilometer war es wert diese unvergessliche, und wenn wir ehrlich sind auch sehr anstrengende, Reise auf sich zu nehmen. Ich könnte hier noch locker mehrere Seiten über unsere Erlebnisse und die Unterschiede zwischen Kanada und Deutschland schreiben, überlasse es aber euch, mit konkreten Fragen an uns heranzutreten.

Cheers!
Rebecca und Peter