Reisebericht Henrik Padberg

Reisebericht von Henrik

Studiengang: Physik und Wirtschaftswissenschaften
Auslandsuni: University of the Sunshine Coast, Australien

Wieso Australien?

Die Entscheidung, mein Auslandssemester in Australien zu verbringen, ist mir sehr einfach gefallen. Dabei waren mir zwei Dinge besonders wichtig. Zum einen wollte ich in ein englischsprachiges Land reisen, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Da ich bereits gute Englischkenntnisse besaß und sich normalerweise jeder andere Austauschstudent auf Englisch verständigen kann, würde dies außerdem die Kommunikation am Anfang erleichtern. Zum anderen war es mir wichtig, dass das Land, in welchem ich mein Auslandssemester verbringe, nicht in Europa liegt. Viele Freunde und Bekannte hatten mir zwar schon von ihren sehr guten Erfahrungen während ihres Auslandssemesters in Europa erzählt, allerdings dachte ich mir, dass es nochmal ein ganz anderes Erlebnis ist, alleine ans andere Ende der Welt zu fliegen und nicht nur „um die Ecke“ in Europa zu studieren. Von der schönen Natur, dem Wetter und dem entspannten Lifestyle in Australien hatte ich darüber hinaus auch schon gehört, was meine Entscheidung natürlich auch beeinflusst hat!

Bewerbung und Organisation

Da meine Heimatuni nur Kooperationen mit wenigen kleinen australischen Universitäten hat und diese teilweise auch auf einzelne Fakultäten beschränkt sind, musste ich meinen Auslandsaufenthalt privat organisieren. Dafür habe ich mich an INAC gewandt. Diese Organisation hilft Studenten bei der Planung und Organisation ihres Auslandssemesters. Dabei übernimmt INAC unter anderem die Bewerbung und bietet außerdem einen eigenen Englischtest an. Der Englischtest wird von den meisten australischen Universitäten anerkannt, sodass ich mir einen Toefl-Test sparen konnte. Nachdem ich dann die Zusage (Letter of Offer) von der University of the Sunshine Coast erhalten hatte, konnte ich mich um das Visum, den Flug und eine Wohnung kümmern. Bei dem Visum standen mir zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Zum einen das „Student Visa“ und zum anderen das „Work and Holiday Visa“. Da man das „Work and Holiday Visa“ nur einmal beantragen kann und das „Student Visa“ im Großen und Ganzen die gleichen Konditionen hat, habe ich mich für das Studenten Visum entschieden. Die Beantragung erfolgt online und wenige Stunden später hatte ich auch schon meine Zusage. Etwas aufwendiger als der Visums-Antrag und das Buchen des Flugs war dann die Wohnungssuche, da ich mir überlegen musste, ob ich am Strand oder an der Uni leben möchte. Die Wohnungen am Strand sind tendenziell etwas billiger und größer und liegen natürlich sehr schön. Am Campus gibt es zwei große Studentenwohnheime, von denen es nur wenigen Minuten Fußweg bis zur Uni sind. Da dort sehr viele (internationale) Studenten leben, ist es sehr einfach neue Leute kennenzulernen, was auch der ausschlaggebende Punkt für mich war, mich dort zu bewerben.

Wichtig zu sagen ist noch, dass man so früh wie möglich Auslandsbafög beantragen sollte, damit man Klarheit darüber bekommt, ob man (vor allem bei den Studiengebühren) Unterstützung vom Staat erhält. Außerdem sollte man die Anrechnung der Kurse für das deutsche Studium sobald wie möglich beim zuständigen Prüfungsausschuss beantragen, denn dies kann einige Monate dauern.

Die ersten Wochen in Australien

Als ich etwa eine Woche vor der Orientation Week in Australien ankam, wurde ich direkt vom Flughafen abgeholt und bis vor das Studentenwohnheim gebracht. Da ich mich mit Bus, Bahn und Taxi noch nicht so gut auskannte, war dieser Shuttle Service sehr praktisch.  Er kann direkt beim Buchen des Zimmers mitbestellt werden. Die Wohnungen im Wohnheim "Varsity" sind alle 4er-WGs, bei denen man ein eigenes Schlaf- und Badezimmer hat und sich die Küche und das Wohnzimmer mit den anderen Mitbewohnern teilt. Es war sehr gut, dass ich bereits eine Woche vor Semesterbeginn vor Ort war, da ich mich so schon etwas umschauen und auch meinen Jetlag ausschlafen konnte. Somit konnte ich auch entspannt in die Orientation Week gehen, welche meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil des Auslandssemesters ist. Die O-Week an der USC ist sehr gut organisiert. Man kann dort unter anderem Informationen über das Studium, Kurswahlen, Räumlichkeiten und Sportangebote erhalten, aber auch an Rundgängen wie Bibliotheksführungen teilnehmen. Darüber hinaus wird internationalen Studenten ein Mentor zugeteilt, der das gesamte Semester für Rückfragen zur Verfügung steht. Neben diesen organisatorischen Dingen ist die Orientation Week auch die beste Zeit, um andere Studenten kennenzulernen. Ich habe durchaus während des Semesters noch viele neue Leute kennengelernt, aber die meisten meiner Freunde habe ich in der Orientation Week bei den von der Uni organisierten Partys oder in den Aufenthaltsräumen der Wohnheime kennengelernt.

Studieren an der USC

Die Uni liegt etwas im Landesinneren der Sunshine Coast und gehört mit ca. 12000 Studenten zu den kleineren Universitäten Australiens. Durch die Lage und die Größe der USC herrscht dort eine sehr entspannte Atmosphäre, sowohl in den kleinen Kursen und Tutorien als auch in der Mensa und Bibliothek. Darüber hinaus gibt es an der USC auch diverse 24/7 Computerräume und sehr gemütliche Outdoor-Lernräume, wodurch sich genug Möglichkeiten bieten, in Ruhe Berichte zu schreiben oder für Prüfungen zu lernen. Das macht das Studium dort sehr angenehm. Die Prüfungsleistungen sind unterteilt in mehrere kleinere Unterprüfungen (Assignments), wie zum Beispiel Multiple-Choice Tests oder Berichte. Damit wird der Lernaufwand über das gesamte Semester verteilt und die Prüfung am Ende des Semesters zählt nur mit wenigen Prozentpunkten in die Gesamtnote oder entfällt sogar ganz. Die USC bietet ihren Studenten erstklassige Hilfestellungen an. Die Fakultäten oder das International Office sind jederzeit ansprechbar, auch Beratungstermine zum Thema Job und Lebenslauf können vereinbart werden. Ich selbst habe diese Angebote einige Male wahrgenommen und war vom freundlichen und hilfsbereiten Personal beeindruckt. Während des Semesters bin ich zweimal pro Woche zum „Social Soccer“ gegangen, wo man auch wiederum viele neue Leute kennengelernt hat. Zusätzlich gibt es auch ein Fitnessstudio und eine Schwimmhalle, um auch anderweitig sportlich aktiv zu werden. Die USC bietet mit ihrer Lage und ihren Angeboten das perfekte Umfeld für ein angenehmes und entspanntes Studienleben und wird außerdem regelmäßig für ihre Lehre ausgezeichnet.

Leben an der Sunshine Coast

Während meines gesamten Auslandssemesters habe ich im Studentenwohnheim „Varsity“ direkt neben der USC gelebt. Da die Uni etwas ländlich liegt, gibt es in unmittelbarer Umgebung nur einen kleinen Ort (Sippy Downs). Auch der nächste Supermarkt ist ziemlich weit entfernt, was durch einen Shuttle-Service 2-mal wöchentlich allerdings nicht so schlimm war. Um an den Strand und die nächste größere Stadt (Mooloolaba) zu gelangen, muss man den Bus von der Uni nehmen, welcher circa 25 Minuten fährt und auch nur $1-2 kostet. Ein paar Stationen weiter befindet sich dann auch das nächste große Einkaufszentrum (Sunshine Plaza), wo es neben Klamotten-Läden auch viele gute Gelegenheiten zum Essen gibt. Ich habe daher diese Möglichkeit mindestens 1-2 mal pro Woche genutzt, um Besorgungen zu erledigen, an den Strand zu gehen oder einfach nur Freunde zu besuchen, die dort gelebt haben. Die beiden Strände Mooloolaba-Beach und Alexandra Headlands sind von der USC am schnellsten zu erreichen. Während Alexandra Headlands eher ein Strand für Surfer ist, ist der idyllische Mooloolaba-Beach mit seinen vielen Barbecue-Plätzen ein sehr schöner Platz für entspannte Nachmittage und Abende. Diese beiden Strände sind außerdem touristisch noch nicht so stark überlaufen wie andere Strände an der Sunshine Coast. An Wochenenden kann man also gut den Nachmittag am Strand verbringen und sich abends mit Freunden in den Wohnheimen treffen. Da die beiden Wohnheime „Varsity“ und „Unicentral“ sehr groß sind, war dort auch immer etwas los, sodass sich das Studentenleben sehr stark auf die beiden Wohnkomplexe konzentriert hat. Feiern in Clubs und Discos war natürlich auch möglich, aber etwas aufwändiger, da man dafür ein Taxi benötigte.

Reisen

Da man ja nicht alle Tage nach Australien kommt, wollte ich auch die Chance nutzten um noch mehr von diesem schönen Land zu sehen. Dies bietet sich außerdem sehr gut an, weil das australische Semester schon sehr früh startet und somit am Ende noch sehr viel Zeit bleibt, bevor das deutsche Semester wieder beginnt. Viele Backpacker und Studenten mieten sich dafür einen Campervan und übernachten auf den vielen kostenlosen Campingplätzen entlang der Ostküste. Da es im australischen Winter vor allem im Süden aber recht frisch werden kann, habe ich mich mit meiner Freundin dazu entschieden, ein normales Auto zu mieten und andere Unterkünfte zu nutzen. Dabei haben wir einige Male in Hostels übernachtet, aber größtenteils den Service von Airbnb genutzt. Bei Airbnb bieten Privatpersonen freistehende Zimmer in ihrer Wohnung an. Diese Zimmer sind meistens nicht nur sehr kostengünstig, sondern bieten auch recht viel Komfort.

Gestartet sind wir in Brisbane und haben uns dort zunächst für einige Tage die Stadt angeschaut. Danach sind wir mit dem Auto Richtung Sydney gefahren und haben unter anderem an der Gold Coast, in Port Macquarie und im Hunters Valley kurze Zwischenstopps gemacht. In Sydney angekommen, haben wir uns eine Unterkunft für 4 Tage gesucht, um in Ruhe die Stadt besichtigen zu können. Neben dem Opera House und der Harbour Bridge hat Sydney auch noch eine sehr beindruckende Skyline, einen großen Botanischen Garten und auch ein kleines Bar-Viertel mitten in der Innenstadt. Es ist außerdem möglich, mit dem Bus oder der Fähre zu zwei verschiedenen Stränden zu gelangen, um dem Stadtleben zu entfliehen. Danach sind wir über Canberra recht schnell nach Melbourne gefahren. Melbourne ist genau wie Sydney eine sehr schöne Stadt, jedoch mit einem ganz anderen, eher westlichen Charakter. Neben einer großen Einkaufsstraße gibt es dort ebenfalls einen Botanischen Garten und viele Bars und Cafés. Einen Tag waren wir auch auf der Insel Phillips Island, welche südlich von Melbourne liegt, um Pinguine zu beobachten. Die Fahrt dauert zwar etwas länger, hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Anschließend sind wir weiter über die „Great Ocean Road“ und dann durch das Landesinnere wieder in den Norden zurückgefahren. Nach einem Stopp an der Sunshine Coast waren wir zunächst für zwei Tage auf „Fraser Island“. Auf der größten Sandinsel der Welt gibt es unter anderem glasklare Flüsse und Seen und einen Strand mit feinstem Sand. Der nächste große Halt war dann Hervey Bay, von wo aus wir einen Segeltrip durch die „Whitsundays“ gemacht haben. Dort waren wir zunächst schnorcheln und anschließend amm „Whitehaven Beach“, der zu den weißesten und schönsten Stränden der Welt gehört. Nachdem wir 6 Wochen durch Australien gereist waren, ging es dann wieder zurück nach Brisbane. Da wir unsere Flüge über Singapore Airlines gebucht haben und in Singapur umsteigen mussten, haben wir unseren Anschlussflug einfach um 4 Tage nach hinten verlegt, um auch noch Singapur besichtigen zu können. Allen, die diese Möglichkeit haben, kann ich nur empfehlen, einen Abstecher nach Singapur zu machen.

Fazit

Das Auslandssemester in Australien ist anfangs zwar mit viel Arbeit verbunden, da man einiges organisieren muss, jedoch zahlt sich der Aufwand auf jeden Fall aus. Während des Semesters habe ich nicht nur vieles über die australische Kultur und den Lifestyle gelernt, sondern habe auch Freunde fürs Leben gefunden. Das Studieren an der USC war dabei ebenfalls eine sehr gute Erfahrung, da ich dort sehr interessierte Kurse belegen konnte, die an meiner Heimatuni teilweise gar nicht angeboten werden. Auch das Reisen nach dem Studium war ein neues Erlebnis, welches ich von Anfang bis Ende genossen habe. Ich sehe ein solches Auslandssemester als einmalige Möglichkeit, bei der man ein Land und dessen Menschen ganz anders kennenlernen kann, als es im Urlaub möglich ist. Das gesamte Auslandssemester war also definitiv eine Bereicherung für mich. Ich kann jedem einen Auslandsaufenthalt in Australien an der Sunshine Coast empfehlen, um das Land und die Leute kennenzulernen und seine eigenen einzigartigen Erfahrungen zu sammeln!

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